Zahlreiche Gäste kamen am vergangenen Freitag ins „BegegnungsHausOvermeyer“, um die Einweihung des neuen Appartementhauses der Jugend- und Behindertenhilfe Hanns-Joachim-Haus und des BegegnungsHauses zu feiern.
„Am Anfang stand die Idee, Menschen mit geistigen Handicaps ein selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen. Und nur neun Monate nach dem Spatenstich war dieses Haus bezugsfertig“, sagte Dagmar Scherer, Direktorin des Geschäftsbereichs Jugendhilfe der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH (cts). Zwölf junge Menschen zwischen 20 und 40 Jahren können nun hier leben, entweder allein in einem Appartement oder in einer Wohngemeinschaft, die Betreuungsintensität orientiert sich am individuellen Bedarf. Im Erdgeschoss des neuen Hauses, in dessen Bau insgesamt 1,28 Millionen Euro investiert wurden, befindet sich das „BegegnungsHaus Overmeyer“.
„Dass dieses Projekt gelungen ist, ist das Gemeinschaftswerk vieler Akteure“, betonte Dagmar Scherer. Zu diesen gehören die Schwestern vom Heiligen Geist, die das Baugrundstück in Erbpacht überlassen haben, die „Aktion Mensch“, die das Bauprojekt finanziell gefördert hat und schließlich – neben Bauunternehmern, Architekten und den Entscheidern in den zuständigen Gremien der cts – der Rotary-Club Saarbrücken (RCS), der für das BegegungsHaus Overmeyer 200.000 Euro gespendet hat.
Das Geld stammt aus dem Erbe von Franz-Egon Overmeyer aus Kleinblittersdorf, das der RCS treuhänderisch verwaltet. „Franz-Egon Overmeyer war ein engagiertes Mitglied unserer Gesellschaft“, erklärt Dr. Dirk Jesinghaus, Präsident des Rotary-Clubs Saarbrücken. „Sein Vermögen sollte sinnvoll und nachhaltig angelegt werden und weitere Kräfte mobilisieren. Es geht um mehr als nur um einen Geldbetrag, sondern um sein Vermächtnis und eine Idee, die nun weiterleben und weitergegeben wird.“ Bürgerschaftliches Engagement, wie Franz-Egon Overmeyer es aufgefasst habe, sei heute selten geworden, so Jesinghaus. „Deshalb ist dies heute ein bedeutender Tag. Das Haus ist sehr schön und gelungen. Vor allem ist es ein Haus, und keine ‚Einrichtung'.“
Dass die Idee vom selbstbestimmten Leben geistig behinderter Menschen keine Absichtserklärung ist, sondern mit dem neuen Appartementhaus auch in die Tat umgesetzt wird, davon ist auch Andreas Storm, Minister für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales im Saarland, überzeugt.
„Wenn wir selbstbestimmtes Leben ernst nehmen, dann müssen Menschen mit Behinderung auch selbst entscheiden können, wie und wo sie ihr Zuhause finden“, sagte Storm. Mit Projekten wie dem „BegegnungsHausOvermeyer“ werde der sonst so theoretische Begriff der Inklusion – die Forderung nach einer gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen an gesellschaftlichen Prozessen – mit Leben gefüllt.
„Auch Betriebe, meist Mittelständler, die Menschen mit Handicap einstellen, leben diesen Gedanken der Inklusion“, betonte Storm. „Und sie berichten immer wieder, dass das Zusammensein mit Gehandicapten für alle eine große Bereicherung ist.“ Darüber hinaus steige die Zahl der Menschen, die betreut wohnen, stetig an, und mit ihr der Bedarf nach barrierefreiem Wohnraum. „Daher hoffe ich, dass diese vier Wände für die Bewohner nicht nur Wohnraum, sondern ein glückliches Heim sein werden“, so der Minister.
Die Leiterin des Hanns-Joachim-Hauses, Annette Blug, hob hervor, dass das BegegnungsHausOvermeyer vor allem Heimat sein soll. „Denn Heimat bedeutet Schutz, Sicherheit, Geborgenheit, Dazugehören, sich verstanden fühlen. Dieses Gefühl möchten wir unseren Bewohnern vermitteln.“ Im BegegnungsHaus Overmeyer sind vielfältige Veranstaltungen wie Theaterworkshops, Kochkurse und gemeinsame Feiern geplant, wie es sie bereits an Weihnachten und Silvester gab.
Wie wohl sich die jungen Bewohnerinnen und Bewohner schon jetzt in ihrem neuen Zuhause fühlen, war bei einer Filmvorführung während der Eröffnung zu sehen. „An Weihnachten war es total schön“, erzählt Bewohnerin Claudia in einem Interview. Auch das Tischfeuerwerk an Silvester hat sie in bester Erinnerung. Eine andere junge Frau freut sich schon jetzt darauf, „ im Garten selbst etwas anzupflanzen.“
Maria Adamek, Ortsvorsteherin von Kleinblittersdorf, wünschte dem Haus und seinen Bewohnern „ein herzliches Glückauf!“. Sie selbst hat als Kind mit ihren Eltern einige Jahre im Elternhaus von Franz-Egon Overmeyer gelebt und verbindet so ganz persönliche Erinnerungen mit dem Namensgeber der Begegnungsstätte.
Um Gottes Segen für das Appartementhaus bat Monsignore Prälat Dr. Peter Prassel. Denn der gute Geist, der hier zu spüren ist, steht ganz im Zeichen der christlichen Nächstenliebe.
Text: Alexandra Raetzer, Bilder: Iris Maurer
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