11.12.2014

„Lerne wieder das Einfache der menschlichen Begegnung“

Bischof Dr. Stephan Ackermann referierte bei der Fachtagung des Netzwerks Seniorenseelsorge bei der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts)


Bischof Dr. Stephan Ackermann referierte bei der Fachtagung des Netzwerks Seniorenseelsorge bei der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts)


„Seniorenseelsorge – ein Baustein einer generationsübergreifenden Gemeinde“. Unter diesem Motto stand die Fachtagung des Netzwerks Seniorenseelsorge Mitte Dezember bei der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts). Das Netzwerk Seniorenseelsorge ist ein gemeinsames Projekt des Bistums Trier und des cts.. Es hat das Ziel, Strukturen aufzubauen, die dabei helfen Menschen in Altenhilfeeinrichtungen der cts als auch ältere Menschen in Kirchengemeinden seelsorgerisch und spirituell zu begleiten. Gemeinsam mit allen Beteiligten bauen die Projektteilnehmer daher ein Netzwerk auf, das die Bedürfnisse von älteren Menschen, Bewohnerinnen und Bewohnern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ehrenamtlichen, Pfarrgemeinden, und Seelsorgern und Seelsorgerinnen genau in den Blick nimmt und auf dieser Basis Modelle neuer Zusammenarbeit erarbeitet. Die interessierten Teilnehmer der Fachtagung kamen aus dem Projekt selbst, aus Einrichtungen der Altenhilfe und Kirchengemeinden aus dem Saarland.

 

 


Ganz konkret machte das Thema „Inklusion“ der Einstieg, bei dem die beiden Projektleitungen Brigitte Scherer und Wolfgang Schu die anwesenden Gäste per Platzkarten zunächst in demografische Gruppen aufteilten – Junge, Erwachsene und Alte – und danach mit Absperrband regelrecht einzäunten und voneinander trennten. Der Tenor war klar: Für jede Gruppe bestimmte Angebote – die Struktur muss unbedingt eingehalten werden, und das macht es ja auch schön einfach. Eine regelrechte Erleichterung brachte es, als die Schranken aufgehoben und die Sitzordnung aufgelöst wurde.
Referentin Antje Köhler, Heil-, Religions- und Gemeindepädagogin aus Köln, schloss dann auch unmittelbar an: „Bei Teilhabe geht es nie nur um eine Zielgruppe, sondern um das Zusammenleben aller in der Gemeinde. Inklusion ist die Wertschätzung und Anerkennung der Vielfalt als Voraussetzung dafür, miteinander Kirche zu sein.“

 

Köhler stellte in ihrem Vortrag heraus, dass nicht nur der vermeintlich Schwächere von gelingender Inklusion profitiert, sondern beide Seiten und dass darin große Chancen für das Miteinander in den Kirchengemeinden liegen. „Sich wieder mehr auf seine Sinne zu verlassen, mehr auf seine Körpersprache zu achten oder einfache Sprache zu benutzen, kommt vielen Menschen zu Gute.“ Inklusion sei nicht nur ein Thema für professionelle Einrichtungen wie die der Caritas, sondern eins für alle Kirchengemeinden. „Und es geht hier nicht nur um eine Haltung, sondern vor allem darum, zu handeln – und durch das Handeln entsteht wiederum entsteht eine entsprechende Haltung.“

 


Im Anschluss daran sprach der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann zum Thema „Lebendige Gemeinde“. Zunächst einmal wandte er sich mit lobenden Worten an die Projektleiter des Netzwerks Seniorenseelsorge: „Ihr Ziel ist es, mit diesem Netzwerk Trennendes zu überwinden und Brücken zu bauen, ohne die Unterschiede zu leugnen.“ Er sieht große Herausforderungen in der zunehmenden Segmentisierung der Gesellschaft, „denn ein Mensch bewegt sich ja nicht nur in einem, sondern in vielen Sozialräumen. Und um entgegenzuwirken, ist die Kirche mit ihren vielen verschiedenen Menschen und Sozialräumen mehr als geeignet. Lerne wieder das Einfache der menschlichen Begegnung – das ist das eigentlich Wichtige.“


Anhand der Begegnung von Maria und Elisabeth aus dem Lukas-Evangelium machte Bischof Ackermann deutlich, wie groß der Gewinn sein kann, der aus generationenübergreifenden Begegnungen entsteht: Eine junge und eine ältere werdende Mutter treffen sich – beide haben ganz unterschiedliche Ausgangspositionen. Die junge Maria ist ungeplant schwanger. Sie hatte es sicherlich nicht leicht: jung, ohne die Sicherheit einer Ehe und eines geregelten Lebens. Auch Elisabeth ist schwanger, obwohl sie schon sehr alt ist. In beiden Fällen bringt die Schwangerschaft den Frauen viel Ungewöhnliches. Beide Frauen müssen damit fertig werden, dass sie eigentlich anderes geplant hatten. Und beiden Frauen gelingt es, nachdem sie miteinander gesprochen haben, zu den Plänen Gottes aus ganzem Herzen Ja zu sagen. Hier entsteht aus der Begegnung etwas Neues, es kommt etwas ins Schwingen. Ein aktuelles Beispiel führte Bischof Ackermann mit der Flüchtlingsfrage ebenfalls auf: „Dies ist ein Feld, auf dem Senioren sich derzeit stark einbringen, wofür ich sehr dankbar bin.“

 


Mit Impulsen aus der Praxis und einem regen Austausch der Teilnehmer untereinander klang die Fachtagung aus. Die Projektverantwortlichen Horst Drach vom Bistum Trier und Stephan Manstein von der cts dankten allen Referenten und Teilnehmern für die lebendigen Impulse und die lebhafte Diskussion. Als Dankeschön überreichten sie allen Akteuren einen Kalender, der unter dem Motto „Hüte voller Geschichten“ im Caritas SeniorenHaus Bischmisheim entstanden ist. „Diese Bilder sind ein Ausdruck von Lebensfreude und Lebendigkeit, die entsteht, wenn Grenzen überschritten werden“, sagte Stephan Manstein, „sowohl die innerhalb der Zeit als auch die zwischen SeniorenHaus und Kunst.“


Text: Renate Iffland

 

 

Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH (cts) Rhönweg 6, D-66113 Saarbrücken