05.07.2017

„Gemeinsam neue Wege beschreiten“

Projekt „Seelsorge in Einrichtungen der Altenhilfe katholischer Träger“ gestartet
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„Wir wollten ein Statement setzen, dass Seelsorge nicht nur von professionell Ausgebildeten geleistet werden kann, sondern ein Auftrag aller Christen ist“, bringt es Stephan Manstein, Direktor des Geschäftsbereichs Altenhilfe und Hospiz der cts, auf den Punkt. Herausgekommen sei das Projekt „Seelsorge in Einrichtungen der Altenhilfe katholischer Träger“, ein Gemeinschaftsprojekt der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mit dem Bistum Trier, dem Diözesan-Caritasverband, der BBT-Gruppe, den Franziskanerbrüdern vom Heiligen Kreuz und der Marienhaus-Stiftung. Manstein beschreibt die Situation in der Altenhilfe so: „Seelsorge ist in den Einrichtungen ein wichtiger Bestandteil. Aufgrund der personellen Situation können sich die Mitarbeiter diesem Thema aktuell nicht mehr so ausgiebig zuwenden, wie wir uns das wünschen. Es bestehen also einerseits ein hoher Bedarf und andererseits ein Mangel.“


Das neue Projekt setzt an dieser Stelle an: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Altenpflegeeinrichtungen werden in mehrmoduligen Kursen zur Mitarbeit in der Seelsorge qualifiziert. Jeder Kurs umfasst sieben Einheiten, die wiederum maximal drei Tage dauern. Von Seiten der cts nehmen vier Mitarbeiterinnen aus den Caritas SeniorenHäusern Hasborn und St. Irmina an der Schulung teil, die im November abgeschlossen sein wird. In den Einrichtungen sollen künftig Angebote gemeinsam mit Bewohnern so gestaltet werden, dass sie den Ansprüchen eines Lebens in Würde gerecht werden. „Das kann in jeder Einrichtung anders aussehen“, betont Diakon Wolfgang Schu, selbst Seelsorger und Leiter der Stabsstelle Spiritualität & Leitbild der cts. „Im Rahmen der Ausbildung erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen ganzen Fächer von Möglichkeiten. Und sie konzipieren dann auch schon ganz konkretes Projekt für sich vor Ort.“


Mit dem Thema Seelsorge beschäftigt sich die cts bereits seit vielen Jahren, sagt Diakon Schu: „Durch den Rückgang an pastoralem Personal in den Bistümern werden vielerorts die Seelsorge-Einheiten immer größer, sodass für eine intensive Begleitung in den Senioreneinrichtungen keine Zeit mehr da ist.“ An diese Problematik anknüpfend entwickelte die cts bereits 2010 gemeinsam mit dem Bistum Trier das Projekt „Netzwerk Seniorenseelsorge“ mit dem Ziel, lokale Seelsorge und Altenhilfe näher zusammen zu bringen. In den fünf teilnehmenden cts-Häusern sind unterschiedliche Projekte entstanden, zum Beispiel das Kulturcafé in St. Irmina oder die Boule-Bahn in Bischmisheim. „Wir wollten die Leute vor Ort befähigen, es selbst zu machen“, erklärt Stephan Manstein.


Er ist sich sicher, dass der Erfolg dieses Vorgängerprojekts mit ein Grund dafür war, dass jetzt das neue, trägerübergreifende Projekt so erfolgreich initiiert und umgesetzt werden konnte. Das Besondere an diesem Konzept sei, dass es auf Mitarbeiter setzt, die schon da sind und bereits die Nähe zu den Bewohnern haben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nach Abschluss der Ausbildung neben ihrer bisherigen Tätigkeit mit einem definierten Stellenanteil in den Altenheimen als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge eingesetzt. „Wir sehen uns als konfessioneller Träger in einer besonderen Verantwortung“, sagt Manstein. „Mit diesem Projekt wollen wir gemeinsam neue Wege beschreiten. Die Kooperationen, wie sie in diesen beiden Projekten exemplarisch gelebt werden zwischen Bistümern, Caritasverbänden und Trägern von Einrichtungen sind heute noch keine Selbstverständlichkeit. Mit beiden Projekten tragen wir dazu bei, dass sich Kirche weiter entwickelt und in unseren SeniorenHäusern Glaube und Seelsorge lebendig werden kann.“

 

 

„Dafür sorgen, dass es der Seele unserer Bewohner gut geht“

Das Caritas SeniorenHaus Hasborn ist eins von zwei SeniorenHäusern der cts, das in der ersten Projektphase beteiligt ist. Die Mitarbeiterinnen Maria Reichert und Sandra Kuhn werden zur Mitarbeit in der Seelsorge qualifiziert. Gemeinsam mit Hausleiterin Vera Schmidt erzählen sie von dem Projekt und wie sie es in der Praxis umsetzen wollen.


Wie kam es dazu, dass Sie dieses Projekt jetzt hier in Hasborn einführen?
Vera Schmidt: Als wir von dem Projekt erfahren haben, waren wir uns sofort einige, dass es etwas ganz Besonderes ist. Eine Ergänzung zu unserem bisherigen seelsorgerischen Angebot durch den Diakon in Rente, Leo Eckert, der hier in Hasborn eine tolle Arbeit macht. Aber wir haben darin auch eine besondere Möglichkeit gesehen, die spirituelle Begleitung unserer Bewohner durch Mitarbeiter zu ergänzen, die sowieso schon da sind, die die Bewohner kennen und bereits eine Vertrauensbasis aufgebaut haben.
Sie haben jetzt schon die ersten Module der Schulung absolviert. Was haben sie bisher mitgenommen bzw. gelernt?
Maria Reichert: Es ging unter anderem um die Themen Kommunikation und Krisengespräche, aber auch um Ethik und Sterbebegleitung. Ganz besonders bewegt haben uns die Exerzitien, die wir an drei Tagen in der Eifel erleben durften. Das hat unheimlich gut getan, um die Seele zu öffnen und sich Zeit zu nehmen, zur Ruhe zu kommen und die Dinge zu reflektieren. Denn nur wenn es der eigenen Seele gut geht, kann man auch seelsorgerisch tätig sein.


Was genau bedeutet es für Sie, Seelsorgerin zu sein?
Sandra Kuhn: Im wahrsten Sinne des Worten dafür zu sorgen, dass es der Seele gut geht. Das machen wir eigentlich sowieso schon jeden Tag, indem wir den Bewohnern ein Lächeln schenken und für sie da sind. Aber oft fehlen die nötige Zeit und die Ruhe. Wenn wir jetzt an einzelnen Tagen für die Tätigkeit freigestellt werden, können wir uns noch besser und intensiver des Themas annehmen. Wir können abschalten und auf den Menschen eingehen.


Wie genau sieht die Freistellung in der Praxis aus?
Vera Schmidt: Die Mitarbeiterinnen bekommen einen festen Stellenanteil für ihre seelsorgerischen Tätigkeiten. Am besten wäre es natürlich, wenn es feste Tage werden, so dass wir für die Bewohner, aber auch für die Kollegen eine Transparenz haben und es keine Vermischung der Tätigkeiten gibt. Es muss Klarheit herrschen, wann der Zeitkorridor für die Seelsorge ist. Das kann zum Beispiel in Form einer Sprechstunde sein. Auch Angehörige werden natürlich einbezogen und können von dem Angebot profitieren.


Im Rahmen der Schulung führen Sie schon ganz konkrete Projekte in der Einrichtung durch. Was haben Sie sich überlegt?
Maria Reichert: Ich habe eine Andacht mit dem Thema „Das Wunder der Sonnenblume“ geplant und vorbereitet. Die Sonnenblume steht symbolisch für das Leben. Es wird Texte und Lieder geben und am Ende pflanzen wir gemeinsam einen Sonnenblumenkern ein.
Sandra Kuhn: Ich werde einen Bibelkreis für demenziell veränderte Menschen anbieten. In der Kapelle wird es meditative Musik geben und wir werden uns mittels verschiedener Symbole mit der Entstehungsgeschichte beschäftigen.


Die Schulung dauert noch bis November, im kommenden Jahr geht es dann so richtig los. Was erwarten Sie?
Maria Reichert: Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht so recht, was auf mich zukommt und wie uns die Bewohner als Seelsorger annehmen. Aber ich bin sehr neugierig und werde mein Bestes geben.
Vera Schmidt: Unsere Bewohner sind sehr religiös geprägt. Das merkt man zum Beispiel daran, dass sie manchmal Kirchenlieder mitsingen können, obwohl man sich vielleicht nicht mehr mit ihnen unterhalten kann. Religiöse und spirituelle Rituale sorgen für eine Tagesstruktur und geben den Bewohnern Vertrauen und Ruhe. Das neue Projekt ist nochmal ein neuer Impuls, eine Weiterentwicklung zum Wohle unserer Bewohnerinnen und Bewohner. Es wird auf jeden Fall sehr spannend.

Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH (cts) Rhönweg 6, D-66113 Saarbrücken