04.03.2010

Kinästhetik: Im Vinzentius-Krankenhaus bewegt sich was

Für Patienten im Vinzentius-Krankenhaus bewegt sich etwas

 

PatientInnen erfahren zukünftig eine noch schonendere und aktivierendere Mobilisation im und aus dem Bett, bei gleichzeitig geringerer Kraftanstrengung und Rückenbelastung des Pflegepersonals. Dafür haben zehn Krankenschwestern und ein Krankenpfleger am 18. April 2007 im Vinzentius-Krankenhaus Landau die erste Kinästhetik Peer-Tutoren-Fortbildung in der Region mit der Präsentation eines Projektes für ihren jeweiligen Arbeitsbereich absolviert.

 

Bestehend aus sechs Terminen begann die Schulung am 21. Juni 2006.

 

Von den Elf TeilnehmerInnen kamen neun aus dem Vinzentius-Krankenhaus, eine Teilnehmerin aus der Sozialstation Maßweiler (Zweibrücken) und eine aus der Diakoniestation Tübingen.

 

Seit dem Jahr 2001 setzen die Mitarbeiter des Vinzentius-Krankenhauses unter der fachlichen Leitung von Frau Sybille Markgraf (zertifizierte Kinästhetiktrainerin) das Konzept Kinästhetik® in der Pflege um. Alle PflegemitarbeiterInnen absolvierten einen dreitägigen Grundkurs und aus jeder Station nahm eine GrundkursabsolventIn an der Aufbaukursschulung teil.  Daran anschließend folgte das Kinästhetik Peer Tutoring als weiterer Schritt zur Integration des Kinästhetikkonzeptes in den Pflegealltag.

 

Mit ihrem Mehr an Wissen unterstützen die Peer Tutoren ihre Kollegen bei der Anwendung. Diese Unterstützung erfolgt in Form von Anleitung und Beratung, die neben den pflegerischen MitarbeiterInnen und Auszubildenden vor allem PatientInnen und deren Angehörigen zugute kommt.

 

Drei Kernkompetenzen stehen bei der Peer Tutorenschulung im Vordergrund:

 

  •           Handlungskompetenz

Entwicklung der Fähigkeit, seine eigene Bewegung und die des Patienten besser wahrzunehmen und für die notwendige Aktivität zu nutzen.

 

  •         Analysefähigkeit

Diese soll geschult werden, um schwierige Situationen zu reflektieren und mehr Ideen für Lösungsansätze zu erhalten.

 

  •        Anleitungskompetenz

Diese soll über das kinästhetische Sinnsystem erfolgen, um dann in verschiedenen Anleitungssituationen das passende Angebot an die/den Pflegenden zu machen.

 

Nachdem die Pflegedirektorin, Frau Seelinger, alle Gäste begrüßt und die Intention des Krankenhauses zu dieser langjährigen Fortbildung dargestellt hatte, zeigten die Peer Tutoren vor Mitgliedern der Krankenhausleitung, Pflegedirektion, Stationsleitungen, KollegInnen, geladenen Gästen aus anderen Einrichtungen und zum Teil auch Angehörigen, bei der Abschlusspräsentation exemplarisch die Umsetzung des Gelernten. Dabei wurden unter anderem filmisch Fehler und Problemsituationen dargestellt, zu denen anschließend die passenden Lösungsmöglichkeiten nach kinästhetischem Konzept demonstriert wurden; z.B. die Bewegung des immobilen Patienten im Bett und das Aufstehen eines am Boden liegenden Patienten ohne großen Kraftaufwand. Mithilfe einer Selbsterfahrungsübung durch einige Zuschauer wurde die Interaktion der Sinne verdeutlicht. Auch der für Patient und Pflegekraft erleichternde Einsatz von Hilfsmitteln wurde praktisch vorgestellt.

 

Die KinästhetiktrainerInnen, Frau Hanebeck, Frau Markgraf und Herr Britz, die die Fortbildung in Kooperation mit dem Vinzentius-Krankenhaus geplant und durchgeführt hatten, umrahmten die Abschlusspräsentation durch ihre Moderation, eigene Beiträge und die Überreichung der Abschlusszertifikate.

 

Die gelungene Veranstaltung zeigte, mit wie viel Kreativität und Engagement die Peer Tutoren ihren künftigen Aufgaben entgegensehen.

 

Stichwort Kinästhetik® in der Pflege:

 

Kinästhetik ist ein Bewegungskonzept, das sich an den erlernten Bewegungsmustern eines jeden Menschen orientiert.

 

Dieses Bewegungskonzept bildet das Basiswissen, das in den Schulungen vermittelt wird. Mit Hilfe dieser Kenntnisse werden von den Pflegekräften gemeinsam mit dem Patienten individuelle Bewegungsfähigkeiten analysiert und gezielt gefördert. Für die Patienten ist es von großem Vorteil, wenn z.B. der Weg an den Bettrand bzw. aus dem Bett mit weniger Anstrengung und aus eigener Kraft gestaltet werden kann. Die Patienten lernen, wie sie mit Ihrer Einschränkung, die oft auch mit Schmerzen verbunden ist, ihren Bewegungsalltag gestalten können.

 

Durch unterschiedliche Bewegungsarten geben Patienten genau Rückmeldung, was sie als angenehm und hilfreich empfinden, und was nicht.

 

Die Nutzung patienteneigener Bewegungsressourcen kommt in erster Linie dem Patienten selbst zu Gute, da ein schonender Transfer möglich ist. Zum anderen schützt es die Pflegekraft, die weniger Kraft aufwenden muss und weniger den eigenen Halteapparat belastet.

 

An den Schulungen nahmen immer wieder auch MitarbeiterInnen aus den umliegenden Sozialstationen teil. Dadurch findet eine Verknüpfung des Kinästhetikkonzeptes über die Schwelle einzelner Einrichtungen hinaus statt. Langfristig wird damit eine kontinuierliche Fortsetzung des Lernprozesses zum Erhalt bzw. zur Erlangung größtmöglicher Selbständigkeit des Patienten auch einrichtungsübergreifend gefördert.

 

Text: Katharina Seelinger  
Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH (cts) Rhönweg 6, D-66113 Saarbrücken