Wie kann es gelingen, medizinisch-pflegerische Aspekte zu vermitteln, wenn das Gegenüber kaum Deutsch spricht und versteht? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des fünften Saarländischen Ethiktages am 16. Februar. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung, die unter dem Motto „Kultur, Konflikt, Kommunikation“ die interkulturellen Herausforderungen im Krankenhausalltag beleuchtete, hatte erneut Gesundheitsministerin Monika Bachmann übernommen.
Über 100 Interessierte hörten ein spannendes Referat von Prof. Ilhan Ilkilic zum Thema Interkulturalität. Er legte erstaunliche Zahlen vor: Rund 23 Prozent der Bevölkerung in Deutschland und bis zu 50 Prozent der Patienten in deutschen Krankenhäusern haben einen Migrationshintergrund. Im Alltag gäbe es drei große Themenbereiche, die Konfliktpotential enthalten: die Kommunikationsbarrieren, die kulturellen Barrieren und die moralische Diversität.
Die Kommunikationsbarrieren bieten laut Ilkilic Raum für eklatante Missverständnisse. Er verwies in einem Beispiel auf einen Fall, wo eine Sterilisierung durchgeführt wurde, die auf einem Missverständnis beruhte. Auch die Lösung, einen Dolmetscher einzubinden, birgt Gefahren.
Bei den kulturellen Barrieren spielen Glaubensüberzeugungen und die Glaubenspraxis der Menschen mit Migrationshintergrund eine Rolle. Probleme könnten zum Beispiel entstehen, wenn religiöse Grundpflichten die Einnahme bestimmter Medikamente verbieten. Unterschiedliche Autonomiekonzepte können im Rahmen der moralischen Diversität zu Konflikten führen.
„Solche Situationen zu lösen, geht nur mit einer guten und kultursensiblen Kommunikation“, resümierte Ilhan Ilkilic am Ende seines Vortrags. „Jeder Patient ist als ein Individuum wahrzunehmen und zu behandeln und nicht lediglich als ein Mitglied seiner sozial-religiösen Gruppe.“
Im Anschluss an den Hauptvortrag gab es ein multikulturell besetztes Podiumsgespräch. Die Teilnehmer waren sich einig, dass eine kultursensible Kommunikation eine gute Wahrnehmung, auch von Unterschieden, verlangt. Jeder solle sich ein eigenes Kulturwissen aneignen und brauche zudem eine kritische Toleranz und eine gute Selbstreflexion.
Mit dem mittlerweile fünften Saarländischen Ethiktag zeigte das Ethiknetz Saar, in dem die Ethikkomitees verschiedener saarländischer Krankenhäuser zusammen geschlossen sind, wieder einmal den hohen Stellenwert der ethischen Dimension im Krankenhausalltag. „Der Austausch über die ethischen Themen, die uns im Krankenhaus-Alltag beschäftigen ist sehr wichtig“, betonte Dr. Maria Blatt-Bodewig, Leiterin der Stabsstelle Ethik bei der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken. „Die Zusammenarbeit und Vernetzung im Ethiknetz leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“
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