21.03.2013

„Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung“

Dreijähriges Modellprojekt „Palliativmedizinisches Kompetenzzentrum der cts im nördlichen Saarland“ im Caritas SeniorenZentrum Haus am See setzt neue Maßstäbe in der Betreuung Schwerstkranker und Sterbender

Dreijähriges Modellprojekt „Palliativmedizinisches  Kompetenzzentrum  der cts   im  nördlichen  Saarland“ setzt neue Maßstäbe in der Betreuung Schwerstkranker und Sterbender

 

„Dieses Projekt war ein ganz großer Erfolg, und wir werden die Kompetenzen, die wir uns in den vergangenen drei Jahren in der Versorgung Schwerstkranker und Sterbender erworben haben, auch weiterhin nutzen, um Menschen bis zu ihrem Tod liebe- und würdevoll zu begleiten.“ So lautet das Resumée, das Steffi Gebel, Hausleiterin des cts-SeniorenZentrums Haus am See, zum Abschluss des dreijährigen Modellprojekts „Palliativmedizinisches   Kompetenzzentrum  der cts   im nördlichen Saarland“ zieht. 2009 war das Projekt von der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH (cts) in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Ministerium für Arbeit, Familie, Soziales, Prävention und Sport aufgelegt worden. Die Ergebnisse dokumentierte Projektleiter David Fitzpatrick, Fachpfleger für Schmerztherapie, Onkologie, Palliativmedizin und Hospizpflege, in einem 55-seitigen Abschlussbericht, der im Oktober 2012 veröffentlicht wurde.

 

„Oberste Zielsetzung des Projektes war die nachhaltige Verbesserung der Versorgung und Begleitung schwerstkranker und sterbender alter Menschen und ihrer Angehörigen. Dies sollte durch größtmögliche Selbstbestimmung, ein Lebensende in Würde bei weitestgehender Schmerzfreiheit und die Vermeidung von Unter- bzw. Überversorgung erreicht werden“, erklärt Fitzpatrick. Zielgruppen waren alte  und  hoch betagte  schwerkranke   Menschen, die  bereits  in  Seniorenhäusern  der   cts lebten, darunter solche mit zusätzlich schwerwiegenden geronto-psychiatrischen Erkrankungen, sowie Patienten, deren Pflegebedürftigkeit über die Möglichkeiten der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung hinausging und eine stationäre Unterbringung erforderlich machte. 123 Bewohner wurden bisher im Haus am See pallativmedizinisch versorgt und in der letzten Phase ihres Lebens von einem interdisziplinären Team betreut. Die Aufenthaltsdauer lag zwischen 18 Stunden und mehreren Jahren. Bei Projektende lebten 38 Palliativgäste in der Einrichtung.

 

Die Krankheitsbilder betreffend kommt Projektleiter David Fitzpatrick zu einem – auf den ersten Blick – erstaunlichen Ergebnis: „In palliativmedizinischen Kliniken und Hospizen werden zu 90 Prozent Tumorpatienten versorgt. Von unseren Bewohnern hingegen litt etwa die Hälfte an einer neurologischen Erkrankung.“ Das zeige, dass das Haus am See mit seinem Angebot eine Lücke in der palliativmedizinischen Versorgung schließt. Zugleich ergaben sich aus der Vielzahl der Krankheitsbilder große Herausforderungen, auf die das Haus am See u.a. mit der Einrichtung eines beschützenden Demenzbereichs reagierte.  Zugleich wurde ein Palliativ-Team aus geschulten Pflegefachkräften für Palliative Care geschaffen, das eng mit Experten aus den Bereichen Demenz, Biografiearbeit, Palliative Care, Ernährungsmanagement, Wundmanagement, Schmerzmanagement, Gerontopsychiatrie und Ergotherapie, einer Fachkraft für Anästhesie und Intensivpflege sowie dem Fachpfleger  für Schmerztherapie, Onkologie, Palliativmedizin und Hospizpflege zusammenarbeitet. Zudem etablierte sich das Haus am See als Kompetenzzentrum zur Betreuung von Bewohner/innen, die eine medizintechnisch teils höchst aufwändige, stationäre Palliativbegleitung benötigen. Auch jüngere Menschen aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz profitierten von dieser Spezialisierung. Aufgabe des Fachpflegers David Fitzpatrick wird es in Zukunft sein, die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Palliativ-Teams zu koordinieren und die Mitarbeiter in der Haltung zu bestärken, „den Menschen radikal in den Mittelpunkt zu stellen“. „Denn Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung“, so David Fitzpatrick. „Das kann bedeuten, dass man jemanden nicht unbedingt waschen muss, wenn er das Bedürfnis hat, zu reden oder in den Arm genommen zu werden“, nennt er ein Beispiel. „Wir ermutigen unsere Mitarbeiter dazu, situationsbezogen zu agieren und das zu tun, was dem einzelnen Bewohner gerade gut tut“, erklärt Steffi Gebel.  Diese „palliative Haltung“ sei der ganz große Gewinn, den das Projekt  gebracht habe – für die Bewohner, aber auch für die Mitarbeiter. „Sie können Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, mit oftmals kleinen Dingen eine große Freude bereiten. Das ist eine sehr schöne Erfahrung, die uns alle bei unserer Arbeit anspornt.“

 

Über die üblichen Zahlungen für Pflegeleistungen hinaus gehende finanzielle Mittel gibt es für diese intensive und persönliche Form der palliativen Begleitung nicht. „Möglich ist sie daher nur dank des Herzbluts, mit dem das Team bei der Sache ist“, betont Fitzpatrick.  „Mein besonderer Dank gilt daher den Kolleginnen und Kollegen, ohne die diese Arbeit nicht zu leisten wäre.“ Nach ihrem großen Wunsch befragt, braucht Hausleiterin Steffi Gebel nicht lange zu überlegen: „Wir wären glücklich, wenn wir dieses vielversprechende Projekt fortsetzen könnten.“  

 

Hintergrund

Bereits vor Beginn des Projektes hatte die cts die Palliativmedizin als wichtiges Thema erkannt. So etablierte sie etwa am CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia bereits 2002 eine eigenständige Klinik für Palliativmedizin, entwickelte mit dem Universitätsklinikum des Saarlandes die staatlich anerkannte zweijährige Fachweiterbildung für Schmerztherapie, Onkologie, Palliativmedizin und Hospizpflege und ist Initiator und Mitgesellschafter des St. Jakobus Hospizes in Saarbrücken. Auch in den Altenhilfeeinrichtungen der cts war Palliative Care schon früh ein wichtiges Thema. Das Caritas SeniorenZentrum Haus am See übernahm dabei eine Vorreiterrolle und war bereits 2001 im cts-Qualitätszirkel Palliative Care vertreten. Durch umfassende Qualifizierungsmaßnahmen wurden die Mitarbeiter intensiv auf die besonderen Herausforderungen der Palliativpflege vorbereitet,  zusätzlich wurde 2007 mit  David Fitzpatrick ein Fachpfleger für Schmerztherapie, Onkologie, Palliativmedizin und Hospizpflege eingestellt.

 

Weitere Informationen:

SeniorenZentrum Haus am See, Zur Altenheimstätte, 66625 Nohfelden-Neunkirchen,

Tel. (06852) 9080, E-Mail: info@haus-am-see.de, Internet: www.haus-am-see.de

 

Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH (cts) Rhönweg 6, D-66113 Saarbrücken