04.03.2010

Ein Zuhause für Kinder in Not

Ein Zuhause für Kinder in Not

 

Erzieherin Susanne Hümbert ist Bereitschaftspflegerin für das Theresienheim Saarbrücken

 

 

„Wir haben Kinder, uns regt nichts auf“, steht an der Tür von Familie Hümbert. In der Tat haben Hümberts Kinder. Viele. 32 an der Zahl. Davon drei eigene und ein Pflegekind. Vor acht Jahren meldete die ausgebildete Erzieherin Susanne Hümbert sich, ihre Wohnung und ihre Familie als so genannte Bereitschaftspflegestelle des Theresienheims in Burbach. Frau Hümbert nimmt auf Anfrage des Jugendamtes Kinder zwischen null und sechs Jahren auf, die in einer Notsituation stecken, für einen Zeitraum von maximal 6 Monaten. Das tut sie ganzjährig. Rund um die Uhr. Und hat seitdem 29 Kindern in akuten Notsituationen ein Zuhause gegeben. „Das nächste wird mein Jubiläums-Kind“, witzelt sie.

 

Auch in der Nacht ist das Telefon angeschaltet – und wenn es sein muss, springt Susanne Hümbert auch zu nachtschlafender Zeit in ihr Auto und holt ein Kind ab. Im Theresienheim, wo sie mit ihrer Bereitschafts-Pflegestelle angedockt ist, oder auch schon mal auf einer Polizeiwache oder im Krankenhaus. Schwierige Fälle hat die 42-Jährige erlebt. Das jüngste Kind, das zu ihr kam, war gerade 2 Tage alt. Das holte sie im Krankenhaus ab. „Die leibliche Mutter war psychisch krank und mit der Versorgung des Säuglings überfordert“, erzählt Susanne Hümbert. Auch für ein Kind, das noch im Brutkasten lag, bekam sie die Verantwortung übertragen – die Mutter war im Frauengefängnis inhaftiert. Schwierig sei die Situation vor allem dann, wenn die Eltern nicht loslassen können: „Ich nehme niemandem gerne das Kind vom Arm. Aber ich bin auch nicht Schuld an dieser Situation – die Entscheidungen treffen das Jugendamt und das Familiengericht.“

 

Zu Hause wartet dann schon der Rest der Familie Hümbert: „Meine Kinder freuen sich immer, wenn ein Anruf kommt. Die Größeren schrauben dann schon mal das Wiege-Bettchen zusammen oder legen Windeln raus. Und wenn die Neuankömmlinge ganz traurig sind, hilft der Kontakt von Kind zu Kind oft manchmal besser als von mir zum Kind.“ Ein Kind aus der Bereitschaftspflege – Chantal – hatten Susanne Hümberts Kinder so sehr ins Herz geschlossen, dass die Familie das Mädchen schließlich dauerhaft in Pflege nahm. Jetzt ist in ihrem Haushalt nur noch Platz für zwei kleine „Notfälle“.

 

Hat das Kind erst einmal eine  Nacht bei den Hümberts hinter sich, gibt es am nächsten Tag eine ärztliche Untersuchung beim Kinderarzt. Später folgen Gespräche mit dem Jugendamt und den Eltern um zu klären, worin genau Susanne Hümberts Auftrag besteht. Die Arbeit der Bereitschaftspflegestelle wird fachlich von einer Beraterin des Theresienheimes begleitet und auch der Besuchskontakt zwischen Kind und Eltern findet dort statt. „Man muss eine hohe Akzeptanz für die Probleme der Herkunfts-Familie mitbringen und ohne Vorurteile mit den Eltern arbeiten. Schließlich ist das grundsätzliche Ziel immer, das Kind in seine Ursprungsfamilie zurückzuführen. Und trotzdem muss ich als Erzieherin Fachfrau bleiben und beurteilen, wie sich Eltern und Kind verhalten.“

 

Kein Wochenende, keine Feiertage. Nachts auf Abruf – Susanne Hümbert ist von ganzem Herzen Erzieherin – und Mutter. „Natürlich verschwimmt die Grenze zwischen Beruf und Privatleben.  Aber für mich ist das die ideale Form, Beruf und Familie zu vereinen.“ Und auch ihr Mann – von Beruf selbstständiger Schuhmacher – unterstützt seine Frau, wo er kann. „So etwas packt nur eine intakte Familie und auch nur dann, wenn alle an einem Strang ziehen“, sagt Susanne Hümbert. Vor der Tür steht das Wohnmobil, startklar für die Fahrt in den Urlaub. Die Kofferliste ist gecheckt, ein Teil des Gepäcks ist schon verstaut. „Den Leuten im Ferienhaus haben wir gesagt, was ich beruflich mache“, erzählt Susanne Hümbert. Kürzlich kam die Bestätigung: „für 2 Erwachsene und ??? Kinder“.

 

 

Info:

 

Die Bereitschaftspflegestellen des Theresienheims leisten stationäre Hilfe zur Erziehung für Kleinkinder (0-6 Jahre) in akuten Notsituationen. Die Betreuung übernehmen Berufs-Erzieher im familiären Rahmen. Die Aufnahme erfolgt nach einer Anfrage des Jugendamts. Nach Möglichkeit sollte eine Betreuungszeit von 6 Monaten nicht überschritten werden. Danach sollte das Kind entweder in die Herkunfts-Familie zurückgeführt oder in ein anderes Betreuungsangebot überführt werden. Der Betreuungsverlauf wird dokumentiert. Weitere Infos zum Berufsbild der Bereitschaftspflegestellen gibt es beim Theresienheim Saarbrücken, www.theresienheim.de oder unter Telefon 06 81 / 79 39-0.

 

Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH (cts) Rhönweg 6, D-66113 Saarbrücken