Mit Stützstrümpfen und Bettlaken zum Traualtar

Eigentlich sollte am Dienstag, 2. März 2010 auf dem Standesamt Saarbrücken geheiratet werden. Doch am 1. März setzten mitten in der Nacht die Wehen ein. Die werdende Mama Madeleine Richter war einerseits überglücklich, doch gleichzeitig war die Enttäuschung über die geplatzte Hochzeit sehr groß.

Als um 7:00 Uhr die leitende Hebamme Hildegard Schöndorf ihren Dienst auf der Entbindungsstation der Caritasklinik St. Theresia aufnahm, erzählte Hebamme Sandy Haustein ihr im gemeinsamen Teamgespräch von der geplatzten Hochzeit. „Ich habe bei unserer Teamsitzung erwähnt, dass es schön wäre, wenn wir die Möglichkeit einer Blitzhochzeit in der Klinik hätten“, erläutert Sandy Haustein. Hildegard Schöndorf hat früher in Heidelberg gearbeitet. „Dort fanden öfter Blitzhochzeiten im Kreißsaal statt“, erzählt Hildegard Schöndorf dem Team. „Die Erzählungen meiner Kollegin gaben mir die Motivation, den Stein ins Rollen zu bringen“, berichtete Sandy Haustein.

So nahm alles seinen Lauf! Die werdenden Eltern wurden informiert und waren von der Idee einer Blitzhochzeit begeistert. Auch das zuständige Standesamt war sofort bereit, zu helfen und die Trauung im Kreißsaal durchzuführen. Schnell wurden alle notwendigen Formalitäten geklärt und schon stand der Trauung nichts mehr im Weg. Der Trautermin wurde auf 9 Uhr angesetzt.

„Sobald wir das Okay des Standesamtes hatten, bin ich direkt nach Hause gefahren, um die Ringe und das Stammbuch zu holen“, erzählt Holger Carius. Zwischenzeitlich wurden im Kreißsaal alle Vorkehrungen getroffen und die Braut auf die bevorstehende Hochzeit vorbereitet. Schnell war mit Hilfe eines Bettlakens und einigen Klammern ein Hochzeitskleid „gebastelt“. Die Haare wurden noch einmal durchgebürstet und fertig. Da der Brautstrauß auch nicht fehlen durfte, bestellte das Kreißsaalteam bei einer nahe gelegenen Gärtnerei den Brautstrauß samt Ansteckblume für den Bräutigam.

„Ich bin so aufgeregt“, sagt die Braut und wartet auf die Rückkehr ihres Bräutigams. „Ich finde es klasse, dass unser großer Traum doch noch in Erfüllung geht. Wir wollten unbedingt noch vor der Geburt heiraten.“ Als Holger Carius mit den Ringen und dem Stammbuch in den Kreißsaal kommt, fällt die Anspannung von Madeleine Richter ab. In den Arm ihres zukünftigen Mannes gekuschelt, warten sie gemeinsam auf die Standesbeamtin.

Um 8:50 Uhr trifft Standesbeamtin Ilka Borr vom Standesamt Saarbrücken auf der Entbindungsstation ein. Jetzt kann es losgehen. Auch der Chefarzt der Frauenklinik, Professor Dr. Dr. med. Michael Kirschbaum und Pfarrer Matthias Holzapfel sind zur Trauung gekommen.

Kurz darauf beginnt die Trauung. Das gesamte diensthabende Kreißsaalteam ist anwesend. Alle Anwesenden sind sehr gerührt, als um kurz nach Neun das „Ja, ich will“ im Kreißsaal zu hören ist. Die Anwesenden gratulierten dem frischgebackenen Brautpaar und wünschten alles Gute für die gemeinsame Zeit. Gerade war noch Zeit genug, die symbolische Hochzeitstorte anzuschneiden und den Brautstrauß zu werfen, denn es war an der Zeit, sich auf die kurz bevorstehende Geburt vorzubereiten – und so erblickte um 11:46 Uhr Phoenix Collin Carius das Licht der Welt.

Einen Tag nach der Geburt ist die kleine Familie einfach nur glücklich. „Ohne die Hilfe des Kreißsaalteams wäre die geplante Hochzeit geplatzt“, erläutert das Ehepaar. „Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns diesen unvergesslichen Tag ermöglicht haben“.